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Die Geschichte hinter dem Auktionslos:

„Cap Polonio“ – „Vineta“ – „Cap Polonio“

 

Auf eine interessante Geschichte blickte der luxuriöse Schnelldampfer „Cap Polonio“ zurück. Im Auftrag der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft, heute kurz als Reederei Hamburg Süd bekannt, entstand er 1914 bei Blohm & Voss und lief am 25. März 1914 vom Stapel. Mit 24.500 Bruttoregistertonnen Verdrängung überbot er die zuvor in Dienst gestellten Dampfschiffe „Cap Finisterre“ und „Cap Trafalger“ deutlich, die mit nur 14.500 und 18.800 Bruttoregistertonnen aufwarten konnten. Noch vor der Jungfernfahrt musste die Reederei ihr Schiff an die Kaiserliche Marine abtreten, die es zu einem Hilfskreuzer umbaute. Im Februar waren die Arbeiten abgeschlossen. Die Versuchsfahrten ergaben aber, dass die Soldaten mit der komplexen Dampfmaschine überfordert waren. Schlechte Kohle tat ein Übriges. So gab die Marine das Schiff noch 1915 an die Reederei zurück, die es nach dem neuerlichen Umbau im August 1916 übernehmen konnte.

Kurioserweise benannte die Marine die „Cap Polonio“ für den geplanten kriegerischen Einsatz um. Vielleicht mutete der Militärführung der Name zu fremdländisch an – ein Sachgrund für die Umbenennung ist nicht ersichtlich, die ebenso von der Marine beschlagnahmte „Cap Trafalger“ behielt ihren Namen. Doch blieb das nicht das einzige Kuriosum. Obgleich bereits seit 1897 ein Kreuzer namens „Vineta“ in Diensten der Marine stand, wählten die Verantwortlichen für die „Cap Polonio“ den Namen „Vineta“. Als sei das nicht genug, fuhr 1916 auch noch der 1914 vom Stapel gelaufene Hilfskreuzer „Möve“ kurzzeitig unter dem Namen „Vineta“.

Die „Vineta“ von 1897, ein Schiff der Victoria-Louise-Klasse, schrieb übrigens ein Stück Philatelie-Geschichte. 1901 halbierte der Oberzahlmeister vorhandene 5-Pfennig-Marken der Freimarken-Serie „Germania“, überdruckte sie mit einem Handstempel „3 PF“ und verkaufte sie den Soldaten als 3-Pfennig-Marken. Die Ausgabe ging als „Vineta-Provisorium“ in die Annalen ein. Es stammt von der einzigen „Vineta“, die vom Stapellauf bis zur Ausmusterung, 1919, durchgehend unter diesem Namen fuhr.

Bis Kriegsende konnte die Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft die „Cap Polonio“ offensichtlich nicht einsetzen. Nach der militärischen Niederlage Deutschlands beschlagnahmten die Briten das Schiff. Mehrere Versuche, die „Cap Polonio“ kommerziell zu nutzen, scheiterten aber, da die Maschinisten dieselben Probleme wie die deutschen Marinesoldaten hatten: Die Dampfmaschine überforderte sie. So diente das Schiff vornehmlich dem Rücktransport von Truppen, ehe die Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft es 1921 zurückkaufte.

Daher begann erst am 16. Februar 1922 die offizielle Jungfernfahrt des 1914 vom Stapel gelaufenen Schiffes. Trotz der verstrichenen Zeit konnte sich die „Cap Polonio“ gegen die Konkurrenz behaupten. Anfangs galt sie als luxuriösestes und größtes Schiff der Südamerika-Route und war Flaggschiff der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft. Diese Position verlor sie erst 1927, als die „Cap Arkona“ den Dienst aufnahm. Neben Linienfahrten bewältigte die „Cap Polonio“ Kreuzfahrten.

Bis 1930 war sie regelmäßig im Einsatz. Dann musste sie vor allem dem technischen Fortschritt Tribut zollen. Moderne Motorschiffe ließen sich schlichtweg wirtschaftlicher betreiben als die Dampfschiffe mit ihrer vornehmlich auf das 18. und 19. Jahrhundert zurückgehenden Technik. Da im Zuge der Weltwirtschaftskrise auch die Einnahmen aus Kreuzfahrten weitgehend wegbrachen, unternahm die „Cap Polonio“ ab 1930 nur noch wenige Fahrten. 1935 wurde sie zur Verschrottung an die Lloyd Weft Bremerhaven verkauft und zerlegt.

Der Beleg mit dem Bordstempel zeigt zwar eine spanische Frankatur. Bestens passt er aber auch in die Berlin-Sammlung. Neben der 50-Pfennig-Jugendmarke von 1977 ist er zweifellos ein Hingucker!

Ein besonderes Los unserer kommenden Auktion im Dezember 2023!

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